Kreativ auch in Sachen Schulgeld

Kreativ auch in Sachen Schulgeld

Wie angehende Physio- und Ergotherapeuten in Halberstadt unterstützt werden.

Zeitungsartikel aus der Volksstimme Freitag, 7. Juni 2024 VON SABINE SCHOLZ

HALBERSTADT. Sie werden gebraucht, die Menschen, die mit geschickten Handgriffen Schmerzen lindern oder mit kreativen Ideen Bewegung und Geist in Schwung bringen. Dennoch – oft müssen angehende Physio- und Ergotherapeuten in Sachsen-Anhalt ihre Ausbildung selbst bezahlen. In Halberstadt geht man andere Wege.
Wer am Institut für Weiterbil-dung in der Kranken- und Altenpflege (IWK) in der Wehrstedter Straße beigebracht bekommt, wo welche Griffe bei welchen Beschwerden sinnvoll sind, für wen wann welche Therapie am besten passt, kann dies meistens ohne Schulgeld zu zahlen. „Wir haben uns vor rund anderthalb Jahren überlegt, wie man diese zusätzliche Hürde in der Ausbildung überwinden kann“, sagt Institutsleiterin Elisa Kostors.


Der als gemeinnützige GmbH tätige Bildungsträger wandte sich an die Partner, die Praktikumsplätze für die angehenden Physio- und Ergotherapeuten bereitstellen. Praxen, Krankenhäuser, Werkstätten haben großen Bedarf an den Fachleuten. Deshalb stieß der IWK-Vorschlag auf gute Resonanz, den Schülern zu helfen. „Mit unserer Lösung können sich unsere Schüler auf ihre Ausbildung konzentrieren und müssen nicht nebenbei an Supermarktkassen oder bei Pizzalieferdiensten jobben, um das Schulgeld aufzubringen. Sachsen-Anhalt ist eines der letzten Bundesländer, das für die diese Berufsausbildung noch Schulgeld erhebt“, sagt Elisa Kostors.
Das IWK bringe Praxispartner und Schüler zusammen, die einen Vertrag schließen. Die Praxen zahlen das Schulgeld, dafür sind die Schüler zusätzlich in den Einrichtungen tätig. „Manchmal gibt es sogar eine Ausbildungsvergütung zusätzlich“, berichtet Kostors.

Natürlich absolvieren die so unterstützten Schüler ihre Praktika nicht nur ihrem Partnerunternehmen, schließlich müssen in der Ausbildung verschiedenen Fachbereich abgedeckt werden.
Bislang profitierten 15 Schüler von der Förderung, die auch bei laufenden Kursen zum Tragen kommen kann. „Manchmal entsteht eine Vereinbarung erst, wenn unsere Schüler in den Praktikumsbetrieben sind“, sagt die Institutsleiterin, denn normalerweise ist es so, dass der Schüler aussucht, wo er hin möchte und die Schule dann die entsprechenden Partner anspricht. „Manche Praxen sind dem Modell so überzeugt, dass sie bereits zwei Schüler in unterschiedlichen Ausbildungsjahren unterstützen. Weil die Praktikazeiten rotieren, ist also fast immer einer unserer Schüler vor Ort.“
Partner hat das IWK in Halberstadt, Blankenburg, Quedlinburg und Wernigerode, aber auch in Oschersleben, Goslar, Bad Harzburg und Vienenburg. Aktuell werden die angehenden Therapeuten in fünf Klassen unterrichtet.
Neben Schülern, die ihre Erstausbildung absolvieren, gibt es auch Schüler, die bereits einen Beruf haben, aber umschulen. „Das Gute ist, dass dafür wieder einen Bildungsgutschein der Arbeitsämter gibt, mit dem das Schulgeld übernommen wird und oft auch ein Zuschuss für die Lebenshaltungskosten.“
Was man alles so können muss als Physio- und Ergotherapeut, stellt das IWK bei seinen Sommerfesten vor. Dann sind die Praxispartner eingeladen, Eltern und alle, die sich umschauen wollen. Die Ergotherapeuten erarbeiten ein Theaterstück, dass sich Kindergarten- und Grundschulgruppen ebenso angucken wie Gäste aus verschiedenen Einrichtungen der Behindertenhilfe. Mit dem Theater und den Angeboten rundum kommen Patienten, Schüler und Praxispartner einfacher ins Gespräche, lernen sich und das IWK auch von einer anderen Seite kennen.

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